Veröffentlicht am Mai 16, 2024

Zusammenfassend:

  • Ersetzen Sie reaktive Checklisten durch ein proaktives, prozessorientiertes Logistik-Systemdesign.
  • Basieren Sie jede Entscheidung auf quantifizierbaren Metriken und deutschen Rechtsnormen wie VStättV und BGB.
  • Integrieren Sie den Abbau („Reverse Logistik“) von Anfang an in die Aufbauplanung, um maximale Effizienz zu erreichen.
  • Sichern Sie kritische Risiken nicht nur mit Puffern, sondern durch rechtlich bindende Vertragsklauseln und vorab geprüfte Notfallpläne ab.

Jeder Event-Logistiker kennt diesen Albtraum: Tausende Athleten stehen bereit, doch die Zeitmessanlage fehlt, weil der Lieferant im Stau steht. Oder die Absperrgitter reichen nicht aus, weil der Bedarf falsch kalkuliert wurde. In der Hektik der Event-Vorbereitung greifen viele auf simple Checklisten zurück und hoffen das Beste. Doch diese reaktive Herangehensweise ist oft die Ursache für Pannen, Budgetüberschreitungen und Sicherheitsrisiken. Man plant großzügige Puffer ein und verlässt sich auf mündliche Absprachen, was im Ernstfall selten ausreicht.

Doch was wäre, wenn der Schlüssel zu einer fehlerfreien Organisation nicht im Abarbeiten von Listen, sondern im Entwerfen eines robusten Systems liegt? Die wahre Professionalität in der Sportevent-Logistik zeigt sich nicht in der Fähigkeit, Probleme zu lösen, sondern darin, sie von vornherein zu verhindern. Der entscheidende Wandel liegt in der Perspektive: Weg von der reinen Aufgabenverwaltung, hin zu einem integrierten System-Design. Bei diesem Ansatz wird die gesamte materielle Infrastruktur – von der ersten Schraube bis zur letzten Wasserflasche – als ein vernetzter Materialfluss betrachtet, der optimiert werden muss.

Dieser Leitfaden bricht mit den alten Mythen. Statt vager Ratschläge erhalten Sie ein prozessorientiertes Framework, das auf zwei Säulen ruht: quantifizierbare Metriken und Rechtsnorm-Konformität nach deutschen Standards. Sie lernen, wie Sie den Materialbedarf präzise berechnen, wasserdichte Lieferantenverträge aufsetzen, den Aufbau zeitlich perfekt takten und den Abbau zur Hälfte der Aufbauzeit realisieren. Ziel ist es, Risiken nicht nur zu managen, sondern sie durch intelligentes Systemdesign proaktiv zu eliminieren und so die Grundlage für ein reibungsloses und sicheres Event zu schaffen.

Dieser Artikel führt Sie schrittweise durch die entscheidenden Phasen der Event-Logistik. Jeder Abschnitt liefert konkrete, datenbasierte und rechtlich fundierte Strategien, die Sie sofort in Ihrer Planung anwenden können.

Wie Sie den Materialbedarf für ein 1000-Teilnehmer-Event präzise kalkulieren?

Eine präzise Bedarfsplanung ist das Fundament jeder erfolgreichen Event-Logistik. Statt grober Schätzungen erfordert ein systemorientierter Ansatz eine datenbasierte Kalkulation, die Material in Risikokategorien einteilt. Vergessen Sie die einfache Stückliste und denken Sie in Kritikalitätsstufen. Dies ermöglicht eine intelligente Ressourcenverteilung und Pufferplanung, die sich am tatsächlichen Risiko orientiert und nicht am Bauchgefühl.

Beginnen Sie mit der Kategorisierung Ihres gesamten Materials:

  • Kritisch: Alles, was für die Sicherheit und den Kernwettbewerb unabdingbar ist. Dazu gehören Zeitmessanlagen, medizinische Ausrüstung und wesentliche Sicherheitsmaterialien wie Absperrgitter. Hier gilt: 100 % Verfügbarkeit plus eine Reserve von mindestens 20 %. Diese Reserve ist nicht verhandelbar und muss physisch vor Ort sein.
  • Wichtig: Materialien, die den Komfort und die grundlegende Versorgung sicherstellen, wie Verpflegungsstationen, mobile Toiletten oder Beschilderung. Ihre Anzahl wird oft durch Vorschriften bestimmt. So müssen laut Versammlungsstättenverordnung beispielsweise 1,20 m Rettungswegbreite je 600 Personen freigehalten werden, was die Planung von Barrieren direkt beeinflusst.
  • Optional: Dekoration, Branding-Elemente oder Goodie-Bags. Diese Kategorie ist flexibel und kann an das Budget angepasst werden. Hier können Puffer kleiner ausfallen oder ganz entfallen.

Ein pauschaler Puffer von 10-15 % ist in der Praxis oft ineffizient. Ein dynamisches Puffersystem, das auf externen Faktoren wie Wetterprognosen oder bekannten Lieferzeiten basiert, ist weitaus effektiver. Bei erwartetem Regen steigt der Bedarf an Unterständen, bei langen Lieferketten für spezifisches Equipment muss der Puffer für kritische Teile höher angesetzt werden. Diese quantifizierbare Methode verwandelt die Bedarfsplanung von einer Schätzung in eine strategische Risikoanalyse.

Welche 7 Klauseln in Lieferantenverträgen für Events unverzichtbar sind?

Ein Anruf genügt? In der professionellen Event-Logistik ist diese Annahme fahrlässig. Ihr Lieferantenmanagement ist nur so stark wie die Verträge, die es untermauern. Besonders in Deutschland, wo das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) einen klaren Rahmen vorgibt, sind präzise formulierte Klauseln keine Option, sondern eine Notwendigkeit zur proaktiven Risikoeliminierung. Sie schützen nicht nur vor finanziellen Verlusten, sondern definieren klare Prozessabläufe im Störungsfall.

Ein Handschlag besiegelt nichts, wenn um 5 Uhr morgens die Bühne fehlt. Statt auf vage Versprechen zu vertrauen, müssen Ihre Verträge die typischen Event-Risiken antizipieren und mit konkreten, rechtlich durchsetzbaren Konsequenzen versehen. Die Verhandlung dieser Punkte ist ein zentraler Bestandteil des Logistik-Systemdesigns.

Professionelle Vertragsverhandlung für Sportveranstaltungs-Lieferanten

Die folgende Tabelle fasst die sieben unverzichtbaren Klauseln zusammen, die auf Basis des deutschen Rechts in keinem Ihrer Lieferantenverträge fehlen sollten. Sie wandeln unkalkulierbare Risiken in definierte Szenarien mit klaren Handlungsanweisungen und finanziellen Hebeln um. Die Integration dieser Klauseln ist ein entscheidender Schritt weg von der Hoffnung auf eine reibungslose Lieferung hin zur Gewissheit eines abgesicherten Prozesses. Wie eine detaillierte Analyse für Sportveranstaltungen zeigt, sind Pönalen (Vertragsstrafen) ein effektives Steuerungsinstrument.

Kritische Vertragsklauseln nach deutschem Recht
Klausel Rechtliche Grundlage Empfohlene Pönale
Lieferverzug §§ 339-345 BGB 0,5% pro Tag, max. 5% Auftragswert
Falschlieferung § 434 BGB 10-20% des Materialwerts
Höhere Gewalt § 275 BGB Gestaffelte Stornokosten 25-75%
Haftpflichtversicherung § 823 BGB Min. 1 Mio. € Deckung
Subunternehmer § 267 BGB Nur mit schriftlicher Zustimmung
Exklusivität § 138 BGB Keine Konkurrenzbelieferung ±48h
Qualitätssicherung § 633 BGB Nachbesserung binnen 24h

Lagerung, Transport oder Aufbau: Welche Logistik-Sequenz für 48h-Setup optimal?

Die 48 Stunden vor dem Startschuss sind die kritischste Phase der Event-Logistik. Ein reibungsloser Aufbau hängt nicht von der Schnelligkeit der einzelnen Teams ab, sondern von der perfekten Synchronisation aller Gewerke. Der Schlüssel liegt in einer rigiden Logistik-Sequenz, die nach dem Prinzip „von groß nach klein“ und „von außen nach innen“ funktioniert. Jedes Team darf erst dann seine Arbeit aufnehmen, wenn das vorherige seine Zone verlassen hat. Dies verhindert Kollisionen, Wartezeiten und teure Improvisationen.

Anstatt alle Lieferanten gleichzeitig auf das Gelände zu lassen, was unweigerlich zu Chaos führt, wird der Aufbau in zeitliche und räumliche Zonen unterteilt. Die Materialflussoptimierung beginnt hier mit einem exakten Zeitplan, der jedem Gewerk ein klares Arbeitsfenster zuweist. Dieser prozessorientierte Ansatz stellt sicher, dass schwere Infrastruktur zuerst steht, bevor empfindliche Technik installiert wird.

Ein optimaler 48-Stunden-Aufbauplan, der auch die Grundlage für den späteren schnellen Abbau legt (Reverse Logistik), könnte wie folgt aussehen:

  • T-48h: Anlieferung und Aufbau der Schwerlast-Elemente wie Tribünen, Bühnen und große Gerüste in der designierten Zone A. Diese bilden das Skelett des Events.
  • T-36h: Installation der technischen Grundinfrastruktur in Zone B. Dazu gehören Hauptstromleitungen, Wasseranschlüsse und Netzwerkkabel. Diese „Lebensadern“ müssen verlegt sein, bevor Flächen versiegelt werden.
  • T-24h: Aufbau von Zelten, Überdachungen und mobilen Raumsystemen in Zone C. Sie definieren die Veranstaltungsbereiche.
  • T-12h: Positionierung der Service-Infrastruktur wie Catering-Stände, mobile Sanitäranlagen und Erste-Hilfe-Stationen in Zone D.
  • T-6h: Feininstallation in allen Zonen. Hierzu zählen Beschilderung, Dekoration, Audio- und Lichttechnik sowie die Einrichtung der Verkaufsstände.
  • T-2h: Finaler Sicherheitscheck und offizielle Abnahme durch die zuständigen Behörden (Bauamt, Feuerwehr).

Ein entscheidendes Detail dieses Systems ist die Planung des Abbaus bereits während des Aufbaus. Jedes angelieferte Teil erhält ein farbcodiertes Label, das seine Abbau-Priorität und den Lagerort für die Reverse-Logistik definiert. So wird der Abbau zu einem spiegelbildlichen, aber deutlich schnelleren Prozess.

Welche 5 Logistik-Notfälle Sie für Ihr Event mit Plan B absichern müssen?

Selbst das perfekteste Systemdesign kann durch unvorhergesehene Ereignisse auf die Probe gestellt werden. Professionelle Logistikplanung endet daher nicht bei Plan A. Die proaktive Risikoeliminierung erfordert die Definition und Vorbereitung konkreter Notfallpläne (Plan B) für die wahrscheinlichsten und folgenreichsten Störfälle. Erfahrungen aus der Branche zeigen, dass bei rund 15% aller Großevents mindestens ein kritischer Logistik-Zwischenfall auftritt. Ignorieren ist also keine Option.

Ein Notfallplan ist mehr als nur eine Telefonnummer. Es ist ein vordefiniertes Protokoll, das im Ernstfall sofort aktiviert wird, um die Auswirkungen zu minimieren. Für Sportevents in Deutschland haben sich fünf Kernszenarien herauskristallisiert, für die ein Plan B unerlässlich ist:

  1. Extremwetter (Sturm, Hitzewelle): Der Plan muss eine klare Entscheidungsmatrix enthalten, die auf den offiziellen Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) basiert. Ab welcher Windstärke wird der Aufbau unterbrochen? Welche Strukturen müssen zusätzlich gesichert werden? Wichtig sind hier vorab geklärte Kontakte zum Technischen Hilfswerk (THW) für schnelle Unterstützung.
  2. Totalausfall eines kritischen Lieferanten: Verlassen Sie sich nicht auf einen einzigen Anbieter für kritisches Material. Eine vorab geprüfte Liste von Notfall-Lieferanten aus der Region mit bestätigter 24/7-Erreichbarkeit und definiertem Mindestbestand ist Gold wert.
  3. Akuter Personalmangel (z.B. durch Krankheit): Ein Helferpool ist schnell erschöpft. Bauen Sie einen Stand-by-Pool auf, der idealerweise 20 % der benötigten Helferzahl abdeckt. Kooperationen mit lokalen Sportvereinen oder Freiwilligenagenturen können hier eine verlässliche Quelle sein.
  4. Stromausfall: Die kritische Infrastruktur (Zeitmessung, Sanitätsdienst, Kommunikation) muss unabhängig vom öffentlichen Netz funktionieren. Mobile Notstromaggregate mit einer Autonomie von mindestens 6 Stunden sind Pflicht. Der Plan muss regeln, wer sie startet und welche Systeme priorisiert werden.
  5. Sicherheitsrelevante Vorfälle (z.B. Überfüllung, Panik): Ein detaillierter Evakuierungsplan gemäß VStättV ist die Basis. Der Notfallplan definiert zusätzlich die Kommunikationskaskade und die Rollen der Ordner an Schlüsselpositionen, die regelmäßig geschult werden müssen.

Diese Notfallpläne sind keine Dokumente für die Schublade, sondern lebende Prozesse, die regelmäßig mit allen Beteiligten (Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst) durchgespielt werden müssen, um im Ernstfall reibungslos zu funktionieren.

Wie Sie Event-Abbau und Materialrückgabe in 50% der Aufbauzeit schaffen?

Der Moment, in dem der letzte Athlet das Ziel erreicht, ist für den Logistiker nicht das Ende, sondern der Startschuss für die zweite, oft unterschätzte Phase: den Abbau. Das Ziel, diesen Prozess in der Hälfte der Aufbauzeit zu bewältigen, ist keine Magie, sondern das Ergebnis einer perfekten Reverse-Logistik. Der Grundstein dafür wird bereits während der Liefer- und Aufbauphase gelegt. Effizienz im Abbau beginnt mit der intelligenten Kennzeichnung und Sortierung des Materials bei seiner Ankunft.

Der traditionelle Ansatz – einfach alles abbauen und auf Haufen werfen – führt zu Materialverlust, Beschädigungen und einem enormen Zeitaufwand bei der späteren Sortierung. Ein systematischer Ansatz nutzt hingegen Technologie und klare Prozesse. Jedes einzelne Element, von der Absperrung bis zum Kabel, erhält bei der Anlieferung ein Label. Moderne Systeme setzen hier auf farbcodierte QR-Codes, die alle relevanten Informationen enthalten: Eigentümer, Zielort nach dem Event, Abbau-Priorität und Zustand.

QR-Code-System für effizienten Eventabbau

Während des Abbaus scannen die Teams die QR-Codes mit mobilen Geräten. Die Software weist dem Team dann den exakten Lagerplatz auf dem LKW oder im Zwischenlager zu. Dieser digitalisierte Prozess eliminiert Suchzeiten und Fehlentscheidungen. Die Reihenfolge des Abbaus ist dabei das exakte Spiegelbild des Aufbaus: Zuerst wird die Feininstallation (T-6h-Material) entfernt, dann die Catering-Infrastruktur (T-12h), gefolgt von den Zelten (T-24h) und so weiter, bis nur noch die Schwerlast-Elemente übrig sind. Dies gewährleistet freie Transportwege und verhindert, dass sich verschiedene Abbau-Teams gegenseitig blockieren.

Ein weiterer Effizienzhebel ist die Einrichtung von dezentralen Sammelpunkten für verschiedene Materialkategorien (z.B. „Technik“, „Mobiliar“, „Abfall“). Dies beschleunigt die Verladung und reduziert die Wege für die Mitarbeiter. Die konsequente Umsetzung dieser Materialflussoptimierung in der Rückwärtsbewegung ist der entscheidende Faktor, um das ambitionierte Zeitziel zu erreichen und das Eventgelände schnell und besenrein zu übergeben.

Wie viel m² pro Teilnehmer und Zuschauer für sichere Eventflächen mindestens nötig?

Die Dimensionierung von Eventflächen ist eine Frage der Sicherheit und des Komforts, die sich nicht nach Gefühl, sondern nach klaren, quantifizierbaren Metriken richtet. In Deutschland gibt die Muster-Versammlungsstättenverordnung (VStättV) den rechtlichen Rahmen vor. Eine zu dichte Menschenmenge ist nicht nur unangenehm, sondern ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Die Berechnung des Flächenbedarfs ist daher ein kritischer Baustein im Logistik-Systemdesign, der die Anzahl der benötigten Absperrungen, die Breite der Fluchtwege und die Positionierung von Serviceeinrichtungen direkt beeinflusst.

Die Formel „ein Quadratmeter pro Person“ ist eine gefährliche Vereinfachung. Der tatsächliche Bedarf hängt stark von der Art der Nutzung der Fläche ab. Stehen die Zuschauer dicht gedrängt bei einem Konzert im Zielbereich oder bewegen sie sich frei zwischen verschiedenen Ständen? Handelt es sich um Athleten, die in einer Wechselzone viel Platz für ihr Equipment benötigen?

Die folgende Tabelle, basierend auf den Vorgaben der VStättV und bewährten Praktiken, liefert eine differenzierte Grundlage für Ihre Flächenkalkulation. Wie eine Analyse der Verordnungen zeigt, sind dies Mindestwerte, die für Komfort und zusätzliche Bewegungsflächen oft nach oben korrigiert werden sollten.

Flächenbedarf nach Veranstaltungstyp
Veranstaltungstyp Fläche pro Person Zusätzliche Anforderungen
Stehkonzert 2,0 m² Wellenbrecher alle 100 Personen
Marathon-Zielbereich 2,5 m² Zusätzliche Bewegungsflächen
Triathlon-Wechselzone 3,0 m² Equipment-Lagerung einberechnet
Public Viewing (sitzend) 1,0 m² Feste Bestuhlung erforderlich
VIP-Bereich 1,5 m² Erhöhte Komfortanforderungen

Diese quantifizierbaren Metriken sind die Basis für die Erstellung eines maßstabsgetreuen Geländeplans. Erst wenn die Flächen und Bewegungsströme definiert sind, können Sie die exakte Anzahl der benötigten Gitter, die Position der Sanitätszelte und die Breite der Rettungswege planen. Eine korrekte Flächenkalkulation ist somit die direkte Voraussetzung für ein genehmigungsfähiges Sicherheitskonzept.

Wie viel Essen und Trinken für 1000 Athleten, 2000 Zuschauer und 100 Helfer?

Die Verpflegungslogistik ist ein Event im Event. Eine falsche Kalkulation führt hier entweder zu unzufriedenen Teilnehmern oder zu massiver Verschwendung. Auch hier gilt: Pauschale Annahmen sind der Feind der Effizienz. Ein prozessorientierter Ansatz erfordert eine segmentierte Kalkulation, die die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Personengruppen – Athleten, Zuschauer und Helfer – berücksichtigt. Jede Gruppe hat ein anderes Verbrauchsprofil, das sich in der Planung widerspiegeln muss.

Athleten benötigen primär isotonische Getränke und schnell verfügbare Kohlenhydrate, während Zuschauer eher klassische Snacks und eine breitere Getränkeauswahl nachfragen. Helfer wiederum benötigen vollwertige Mahlzeiten, um über eine lange Schicht hinweg leistungsfähig zu bleiben. Eine detaillierte Kalkulation könnte wie folgt aussehen:

  • Athleten (1000 Personen): Planen Sie mit ca. 3 Litern isotonischen Getränken und rund 500g Kohlenhydraten (in Form von Gels, Riegeln, Bananen) pro Person über die Dauer des Wettkampfs.
  • Zuschauer (2000 Personen): Rechnen Sie mit durchschnittlich 0,5 Litern Getränken pro Stunde und Person sowie ca. 200g an Snacks (Bratwurst, Brezel etc.) über die gesamte Veranstaltungsdauer.
  • Helfer (100 Personen): Für eine 8-Stunden-Schicht sind 1 Liter Getränke und zwei Mahlzeiten von je ca. 400g als Richtwert anzusetzen.

Diese Basiskalkulation muss anschließend durch ein dynamisches Puffersystem verfeinert werden. Der wichtigste Faktor ist das Wetter. Ein Wetteraufschlag ist unerlässlich: Planen Sie bei Temperaturen über 25°C mindestens 30 % mehr Kaltgetränke ein. Bei Temperaturen unter 10°C steigt hingegen der Bedarf an Heißgetränken um etwa 20 %. Ein genereller Reservepuffer von 10 % sollte zudem eingeplant werden, um unvorhergesehene Engpässe zu vermeiden. Überschüssige, haltbare Lebensmittel können im Sinne der Nachhaltigkeit durch vorab geschlossene Partnerschaften an lokale Tafeln gespendet werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • System vor Checkliste: Betrachten Sie die Logistik als ein integriertes System, nicht als eine Liste von Aufgaben.
  • Rechtssicherheit als Basis: Verankern Sie Ihre Prozesse in den deutschen Rechtsnormen (VStättV, BGB), um Risiken proaktiv zu minimieren.
  • Daten statt Bauchgefühl: Nutzen Sie quantifizierbare Metriken für Bedarfs-, Flächen- und Verpflegungsplanung.
  • Reverse-Logistik mitplanen: Ein effizienter Abbau wird bereits während des Aufbaus durch intelligente Kennzeichnungssysteme vorbereitet.

Wie Sie Sportstätten-Infrastruktur für optimale Sicherheit und Komfort organisieren?

Die Organisation der Sportstätten-Infrastruktur ist die Königsdisziplin der Event-Logistik. Hier laufen alle Fäden zusammen: Materialfluss, Flächenmanagement, Sicherheitskonzept und Besucherkomfort. Das Ziel ist die Schaffung eines Raumes, der nicht nur funktioniert, sondern sich für alle Beteiligten – Athleten wie Zuschauer – sicher und intuitiv anfühlt. Die oberste Prämisse ist dabei die Rechtsnorm-Konformität. Wie die Muster-Versammlungsstättenverordnung klarstellt, gelten besondere Anforderungen, sobald eine gewisse Größe überschritten wird.

Bei Versammlungsstätten mit mehr als 200 Besuchern müssen erhöhte Anforderungen an den Brandschutz und die Flucht- und Rettungswege gestellt werden.

– VStättV Deutschland, Muster-Versammlungsstättenverordnung

Eine moderne Infrastrukturplanung geht jedoch weit über die reinen Sicherheitsanforderungen hinaus. Sie integriert digitale Lösungen und Service-Angebote, um das Event-Erlebnis zu optimieren. Ein durchdachtes Wegeleitsystem, barrierefreie Zugänge nach DIN 18040 und eine stabile WLAN-Abdeckung sind heute keine optionalen Extras mehr, sondern entscheidende Qualitätsmerkmale, die auch die Sicherheit erhöhen, indem sie Menschenansammlungen entzerren und die Kommunikation im Notfall verbessern.

Ihr Plan zur Überprüfung der Infrastruktur-Sicherheit

  1. Sicherheitskonzept finalisieren: Liegt eine schriftliche Abstimmung des Konzepts mit Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst vor? Sind alle Zuständigkeiten und Kommunikationswege dokumentiert?
  2. Barrierefreiheit auditieren: Wurden alle relevanten Bereiche auf Konformität mit DIN 18040 geprüft? Sind Rampen (max. 6 % Steigung) vorhanden und ist die Quote barrierefreier WCs (1 pro 15 Besucher mit Bedarf) erfüllt?
  3. Wegeleitsystem prüfen: Ist die Beschilderung mit universellen Piktogrammen, in mindestens drei Sprachen und mit sichtbaren Notausgangshinweisen alle 30 Meter umgesetzt?
  4. Digitale Infrastruktur testen: Funktioniert die Event-App mit Live-Lageplan und Push-Benachrichtigungen? Ist die WLAN-Kapazität (min. 50 Mbit/s pro 100 User an Hotspots) ausreichend dimensioniert?
  5. Bezahlsysteme validieren: Wurde die nötige Anzahl an bargeldlosen Terminals (min. 1 pro 200 Besucher) installiert und das NFC-Bändchen-System auf Funktionstüchtigkeit geprüft?

Die Organisation der Infrastruktur ist der letzte und entscheidende Schritt, um das geplante System in die physische Realität zu überführen. Eine sorgfältige Umsetzung nach Plan, ergänzt durch die finale Abnahme durch die Behörden, ist der Garant für ein sicheres und erfolgreiches Sportevent, wie es Fachportale für die Organisation von Sportveranstaltungen empfehlen.

Um diese komplexe Aufgabe zu meistern, ist es entscheidend, die Organisation der Sportstätten-Infrastruktur als integralen Bestandteil des gesamten Logistiksystems zu verstehen.

Beginnen Sie noch heute damit, diese prozessorientierten Strategien in Ihrer Planung zu implementieren. Der Wechsel von einer reaktiven Checkliste zu einem proaktiven Systemdesign ist der entscheidende Schritt, um die Logistik Ihres nächsten Sportevents nicht nur zu bewältigen, sondern fehlerfrei zu meistern.

Geschrieben von Thomas Schneider, Thomas Schneider ist Diplom-Sportökonom und seit 15 Jahren auf nachhaltiges Eventmanagement und die Organisation von Ausdauersport-Veranstaltungen spezialisiert. Als Geschäftsführer einer auf Lauf- und Radsportevents spezialisierten Agentur in Freiburg organisiert er klimaneutrale Sportveranstaltungen und berät Kommunen sowie Sportverbände bei der Umsetzung nachhaltiger Eventkonzepte.