
Ihr sportlicher Leistungseinbruch bei extremen Temperaturen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine berechenbare physiologische Reaktion. Statt das Wetter nur zu ertragen, können Sie es meistern, indem Sie die internen Mechanismen Ihres Körpers – von der Blutverteilung bis zur Schweißproduktion – verstehen und proaktiv managen. Dieser Guide zeigt Ihnen, wie Sie durch gezielte Akklimatisierung, strategische Kleidungswahl und präzise Hydratation Ihre Thermoregulation optimieren und so ganzjährig Ihre volle Leistungsfähigkeit abrufen.
Kennen Sie das? Die Beine fühlen sich an wie Blei, der Puls rast und die gewohnte Pace ist an einem heißen Sommertag plötzlich unerreichbar. Oder im Winter: Trotz Bewegung werden die Muskeln nicht richtig warm und die Kraft schwindet. Als ambitionierter Sportler in Deutschland sind diese wetterbedingten Leistungseinbrüche frustrierend. Man liest oft die üblichen Ratschläge: „Trinken Sie genug“, „Vermeiden Sie die Mittagshitze“. Doch diese oberflächlichen Tipps greifen zu kurz, denn sie ignorieren die komplexe Wissenschaft, die in Ihrem Körper abläuft.
Die Wahrheit ist, dass Ihre Leistung nicht dem Zufall oder Ihrer Tagesform überlassen ist, sondern direkt von der Effizienz Ihrer körpereigenen Klimaanlage abhängt: der Thermoregulation. Die meisten Athleten reagieren nur auf das Wetter, anstatt es proaktiv zu managen. Der wahre Schlüssel zur wetterunabhängigen Performance liegt nicht darin, die Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursachen zu verstehen. Es geht darum, den Körper gezielt an extreme Bedingungen anzupassen und ihn als hochleistungsfähige Maschine zu betrachten, deren Kühl- und Heizsystem man gezielt steuern kann.
Dieser Artikel bricht mit den allgemeinen Ratschlägen. Wir tauchen tief in die Klimaphysiologie ein, um Ihnen zu zeigen, wie Ihr Körper wirklich auf Hitze und Kälte reagiert. Sie lernen nicht nur, warum Ihre Leistung einbricht, sondern erhalten konkrete, wissenschaftlich fundierte Protokolle und Strategien. Wir decken auf, wie Sie sich systematisch akklimatisieren, welche Kleidung bei welcher Temperatur wirklich funktioniert und wie Sie die kritischsten Fehler vermeiden, die Ihre Gesundheit gefährden. Machen Sie sich bereit, die Kontrolle über Ihre Leistungsfähigkeit zurückzugewinnen – bei jedem Wetter.
Um Ihnen eine klare Orientierung durch die komplexen Aspekte der Thermoregulation zu bieten, ist dieser Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Jeder Teil baut auf dem vorherigen auf, von der grundlegenden Physiologie bis hin zu praktischen Anwendungsstrategien.
Inhalt: Ihr Weg zur wetterunabhängigen Bestleistung
- Warum Ihre Ausdauerleistung bei 30°C um 15% einbricht und wie der Körper reagiert?
- Wie Sie sich in 14 Tagen an Hitze akklimatisieren für bessere Sommerperformance?
- Isolation oder Atmungsaktivität: Welche Kleidungsstrategie bei welcher Temperatur?
- Die 3 Hitze-Fehler, die zu Hitzschlag oder Kreislaufkollaps führen?
- Wie viel und was trinken bei Hitze: Die optimale Hydratationsstrategie?
- Warum regelmäßiges Ausdauertraining Ihr Schlaganfallrisiko um 27% senkt?
- Wie Sie Ihren Fahrradcomputer bei Regen und Kälte funktionstüchtig halten?
- Wie Sie Ihr Herz-Kreislauf-System gesund und leistungsfähig trainieren?
Warum Ihre Ausdauerleistung bei 30°C um 15% einbricht und wie der Körper reagiert?
Der spürbare Leistungsabfall bei hohen Temperaturen ist kein subjektives Gefühl, sondern eine messbare physiologische Notbremse Ihres Körpers. Die Priorität des Organismus verschiebt sich von maximaler Leistung zu purem Überleben: der Abwehr einer Überhitzung. Dieses Phänomen ist weitreichend; eine Studie des DAK-Gesundheitsreports 2024 zeigt, dass 53 % der Beschäftigten in Deutschland von reduzierter Produktivität bei Hitze berichten. Für Sportler sind die Auswirkungen noch drastischer, da die interne Wärmeproduktion die externe Belastung potenziert.
Mehrere Prozesse laufen dabei simultan ab und konkurrieren um die knappen Ressourcen Ihres Körpers. Die vier zentralen physiologischen Reaktionen, die Ihre Leistung sabotieren, sind:
- Blutumverteilung: Um Wärme abzugeben, leitet der Körper massiv Blut an die Hautoberfläche. Bis zu 20-25 % des gesamten Herzzeitvolumens werden für diese Kühlfunktion umgeleitet. Dieses Blut fehlt folglich der arbeitenden Muskulatur, die dadurch mit weniger Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird.
- Kardiovaskulärer Drift: Durch das Schwitzen verlieren Sie Flüssigkeit, das Blutplasma-Volumen sinkt und das Blut wird „dicker“. Das Herz muss schneller schlagen, um die gleiche Menge Sauerstoff zu transportieren. Ihre Herzfrequenz steigt bei identischer Belastung kontinuierlich an – ein klares Zeichen für zunehmenden Stress im System.
- Plasmavolumenverlust: Mit abnehmendem Plasmavolumen sinkt auch das Schlagvolumen des Herzens (die Menge Blut, die pro Herzschlag gepumpt wird). Der Körper versucht dies durch eine höhere Frequenz auszugleichen, was aber energetisch extrem ineffizient ist.
- Präventive Drosselung durch das Gehirn: Die wohl wichtigste Bremse ist der „Central Governor“. Ihr Gehirn überwacht konstant die Körperkerntemperatur. Steigt diese in einen kritischen Bereich, drosselt das zentrale Nervensystem präventiv die Ansteuerung der Muskeln, um eine gefährliche Überhitzung zu verhindern. Sie fühlen sich müde und kraftlos, obwohl die Muskeln biochemisch noch leistungsfähig wären.
Diese Kaskade an Reaktionen ist der Grund, warum sich Training bei 30 °C anfühlt, als würden Sie gegen eine unsichtbare Wand laufen. Ihr Körper befindet sich in einem internen Kampf zwischen dem Leistungsanspruch der Muskeln und dem Überlebensanspruch des Kühlsystems.
Wie Sie sich in 14 Tagen an Hitze akklimatisieren für bessere Sommerperformance?
Die gute Nachricht ist: Ihr Körper ist eine unglaublich anpassungsfähige Maschine. Anstatt die Sommermonate mit frustrierenden Trainingseinheiten zu verbringen, können Sie Ihren Körper mit einem gezielten Protokoll systematisch an höhere Temperaturen gewöhnen. Diese Hitzeakklimatisation ist der entscheidende Faktor, der einen durchschnittlichen Sommertag von einem persönlichen Leistungsdesaster in eine produktive Trainingseinheit verwandelt. Der Prozess führt zu messbaren physiologischen Vorteilen, die Ihre Effizienz bei Hitze dramatisch steigern.
Ein bewährtes Vorgehen ist ein 14-tägiges Akklimatisierungsprotokoll, das speziell auf die Bedingungen in Deutschland angepasst werden kann. Die Logik dahinter ist eine schrittweise Steigerung der Hitzebelastung, die dem Körper Zeit gibt, seine Kühlsysteme hochzufahren. Ein typisches Protokoll beginnt an Tag 1 mit einer leichten Einheit von nur 30 Minuten bei warmen Bedingungen. Über die ersten fünf Tage wird die Dauer langsam auf bis zu 120 Minuten gesteigert, wobei die Intensität strikt im unteren Grundlagenbereich bleibt. Schon nach dieser ersten Phase sind oft deutliche Anpassungen, wie eine niedrigere Herzfrequenz bei gleicher Belastung, spürbar.

Eine erfolgreiche Akklimatisierung lässt sich an konkreten Indikatoren festmachen, die weit über das reine Gefühl hinausgehen. Nach etwa 10 bis 14 Tagen gezielten Trainings zeigen sich folgende Optimierungen im Körper:
- Das Plasmavolumen steigt um 10-15 % an, was dem Körper mehr „Kühlflüssigkeit“ zur Verfügung stellt.
- Die Herzfrequenz sinkt um bis zu 25 Schläge pro Minute bei gleicher Belastung und Temperatur.
- Die Schweißproduktion setzt früher ein, ist effizienter verteilt und kühlt effektiver.
- Der Körper lernt, sparsamer mit Mineralien umzugehen; die Elektrolytkonzentration im Schweiß reduziert sich.
- Die Hautdurchblutung wird besser koordiniert und setzt früher ein, was die Wärmeabgabe optimiert.
Diese Anpassungen sind keine Magie, sondern das Ergebnis einer konsequenten und intelligenten Trainingssteuerung. Sie transformieren die Hitzebelastung von einem unkontrollierbaren Stressor in einen kalkulierbaren Trainingsreiz.
Isolation oder Atmungsaktivität: Welche Kleidungsstrategie bei welcher Temperatur?
Die richtige Kleidung ist Ihre erste Verteidigungslinie gegen die Elemente. Sie fungiert als Ihre persönliche, tragbare Klimazone. Doch die Wahl zwischen Isolation und Atmungsaktivität ist keine Entweder-oder-Frage, sondern eine dynamische Anpassung an Temperatur, Wetterlage und Intensität. Der häufig zitierte Begriff des „Zwiebelprinzips“ ist nur dann effektiv, wenn man versteht, welche Schicht welche Funktion erfüllt und wann sie zum Einsatz kommt. Es geht um ein dynamisches Schichtmanagement: Mehrere dünne Schichten erlauben eine feinere Wärmeregulierung als eine dicke Schicht.
Die Kunst besteht darin, die Kombination aus Basisschicht (Schweißtransport), Mittelschicht (Isolation) und Außenschicht (Wetterschutz) perfekt auf die äußeren Bedingungen abzustimmen. Das Ziel ist immer, ein leichtes Überhitzen und damit starkes Schwitzen zu vermeiden, da Feuchtigkeit die Isolation zunichtemacht und bei Kälte zu schneller Auskühlung führt. Die folgende Matrix bietet eine praxisnahe Orientierung für typische Wetterszenarien in Deutschland und zeigt, wie das Zwiebelprinzip konkret angewendet wird, basierend auf einer Analyse von bewährten Strategien für Outdoor-Bekleidung.
| Temperatur | Wetterlage | Basisschicht | Mittelschicht | Außenschicht |
|---|---|---|---|---|
| 5°C trocken | Ostwind im Harz | Merino-Langarmshirt | Fleece-Pullover | Winddichte Softshell |
| 5°C feucht | Nieselregen Köln | Synthetik-Funktionsshirt | Isolationsjacke dünn | Gore-Tex Active Hardshell |
| 15°C wechselhaft | Frühling Schwarzwald | Leichtes Funktionsshirt | Merino-Langarm optional | Packbare Windjacke |
| 25°C+ sonnig | Sommer Alpen | UV-Schutz Shirt UPF 50+ | Keine/nur für Pausen | Ultraleichte Regenjacke im Rucksack |
Bei Hitze verschiebt sich der Fokus vollständig von Isolation zu maximaler Atmungsaktivität und UV-Schutz. Helle, locker sitzende Kleidung aus modernen Funktionsfasern leitet Schweiß schnell von der Haut weg und ermöglicht eine effiziente Verdunstungskühlung. Ein Shirt mit zertifiziertem Lichtschutzfaktor (UPF 50+) ist hier keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um die Haut vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, die den Körper zusätzlich aufheizt.
Die 3 Hitze-Fehler, die zu Hitzschlag oder Kreislaufkollaps führen?
Sport bei Hitze birgt Risiken, die über einen reinen Leistungsabfall hinausgehen. Eine Missachtung der körpereigenen Warnsignale und externer Gefahrenhinweise kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, bis hin zum lebensbedrohlichen Hitzschlag. Die Zahlen des Umweltbundesamtes sind eine ernste Mahnung: Allein in den Hitzesommern 2018 und 2019 starben in Deutschland rund 15.600 Menschen an den Folgen von Hitze. Als Sportler, der seinen Körper bewusst an die Grenzen bringt, ist es unerlässlich, die kritischsten Fehler zu kennen und zu vermeiden.

Während viele kleine Nachlässigkeiten die Leistung mindern, gibt es drei fundamentale Fehler, die eine Trainingseinheit schnell in einen medizinischen Notfall verwandeln können. Diese Fehler betreffen die Planung, die medizinische Vorgeschichte und die Hydratation – drei Säulen Ihrer Sicherheit.
Checkliste zur Risikovermeidung: Die 3 kritischen Fehler bei Hitze
- Warnungen ignorieren: Die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sind keine Empfehlungen, sondern dringende Sicherheitshinweise. Bei einer Warnung vor „Extremer Wärmebelastung“ muss das Training entweder in die kühlen Stunden vor 7 Uhr morgens verlegt oder komplett abgesagt werden.
- Medikamenten-Wechselwirkungen unterschätzen: Bestimmte Medikamente, insbesondere Betablocker (senken die maximale Herzfrequenz) und Diuretika (fördern die Flüssigkeitsausscheidung), greifen massiv in die Thermoregulation und den Flüssigkeitshaushalt ein. Eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt vor intensiven Hitzetrainings ist zwingend erforderlich.
- Überhydrierung mit reinem Wasser (Hyponatriämie): Aus Angst vor Dehydratation trinken manche Athleten exzessiv reines, elektrolytfreies Wasser. Dies kann bei langen Belastungen (z.B. Marathon) den Natriumspiegel im Blut gefährlich verdünnen und zu einer „Wasservergiftung“ (Hyponatriämie) führen, deren Symptome denen eines Hitzschlags ähneln können.
Diese drei Fehler sind die Hauptverursacher für ernste hitzebedingte Zwischenfälle im Sport. Ihre Vermeidung erfordert Disziplin, Planung und ein grundlegendes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge im Körper. Es geht nicht um übertriebene Vorsicht, sondern um professionelles Risikomanagement.
Wie viel und was trinken bei Hitze: Die optimale Hydratationsstrategie?
Die Aufforderung „genug zu trinken“ ist der wohl häufigste, aber auch ungenaueste Ratschlag für Sport bei Hitze. Eine optimale Hydratationsstrategie ist kein Ratespiel, sondern ein präzises Protokoll, das auf den individuellen Bedarf abgestimmt ist und weit über die reine Flüssigkeitsmenge hinausgeht. Es geht um das richtige Timing, die korrekte Zusammensetzung des Getränks und die genaue Menge, um Dehydration und Elektrolytverluste auszugleichen, ohne den Magen-Darm-Trakt zu überlasten.
Ein professioneller Ansatz unterteilt die Hydratation in drei Phasen, um den Körper vor, während und nach der Belastung optimal zu versorgen. Diese Strategie stellt sicher, dass Sie gut hydriert starten, den Verlust währenddessen minimieren und die Regeneration danach beschleunigen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der individuelle Schweißtest: Wiegen Sie sich vor und nach einer 60-minütigen Trainingseinheit unter realistischen Bedingungen. Die Differenz (plus die getrunkene Flüssigkeitsmenge) ergibt Ihre individuelle Schweißrate pro Stunde und ist die Basis für Ihr Trinkprotokoll.
Die 3-Phasen-Hydratationsstrategie sieht wie folgt aus:
- Phase 1: Pre-Loading: Trinken Sie etwa 2 Stunden vor dem Start ca. 500 ml eines elektrolythaltigen Getränks. Dies stellt sicher, dass die körpereigenen Speicher aufgefüllt sind und Sie nicht bereits mit einem Defizit in die Belastung gehen.
- Phase 2: Pacing: Während des Sports sollte der Flüssigkeitsersatz auf Ihrer individuellen Schweißrate basieren. Das Ziel ist es, den Gewichtsverlust durch Schwitzen unter 2% des Körpergewichts zu halten. Das Getränk sollte idealerweise 60-80 g Kohlenhydrate pro Liter (zur Energieversorgung) und 500-1000 mg Natrium pro Liter enthalten, um die Aufnahme zu beschleunigen und den wichtigsten Elektrolytverlust auszugleichen.
- Phase 3: Re-Loading: Nach der Belastung ist das Ziel, die Speicher wieder aufzufüllen. Trinken Sie in den ersten 2-4 Stunden nach dem Training etwa 150 % des verlorenen Gewichts in Form von Flüssigkeit. Dieser Überschuss kompensiert die Urinproduktion und stellt eine vollständige Rehydrierung sicher.
Ein oft übersehener Aspekt ist die Getränketemperatur. Während sich eiskalte Getränke subjektiv erfrischender anfühlen, müssen sie vom Magen erst auf Körpertemperatur erwärmt werden. Dieser Prozess kostet unnötig Energie und kann die Flüssigkeitsaufnahme verlangsamen. Getränke auf Raumtemperatur oder leicht gekühlt sind daher physiologisch sinnvoller und magenverträglicher, wie eine Analyse zur Hitzeakklimation im Sport hervorhebt.
Warum regelmäßiges Ausdauertraining Ihr Schlaganfallrisiko um 27% senkt?
Auch wenn der Titel einen spezifischen gesundheitlichen Nutzen hervorhebt, liegt die tiefere Wahrheit in der fundamentalen Rolle, die ein gut trainiertes Herz-Kreislauf-System für die Thermoregulation spielt. Ein starkes Herz und ein angepasstes Blutvolumen sind die Hardware-Upgrades, die es Ihrem Körper überhaupt erst ermöglichen, effizient auf Hitze- und Kältestress zu reagieren. Die Fähigkeit, Hitze effektiv abzuführen, ist direkt an die Leistungsfähigkeit Ihres kardiovaskulären Systems gekoppelt. Wenn dieses System überlastet ist, können Körperkerntemperaturen über 40 °C erreicht werden, was zu einem lebensbedrohlichen Hitzschlag führen kann.
Regelmäßiges Ausdauertraining bewirkt genau die Anpassungen, die für eine verbesserte Kühlung notwendig sind. Einer der wichtigsten Effekte ist die Erhöhung des Blutplasmavolumens. Mehr Plasma bedeutet eine größere Gesamtblutmenge, was das Herz entlastet und dem Körper mehr Flüssigkeit für die Schweißproduktion und die Durchblutung der Haut zur Verfügung stellt. Diese Anpassung ist so zentral, dass Experten sie direkt mit der Funktionsweise einer Maschine vergleichen.
Dr. med. Cardiopraxis fasst diesen Zusammenhang in einem Beitrag über Sport im Sommer prägnant zusammen:
Ein gut trainiertes Herz-Kreislauf-System ist die Grundlage für eine effiziente Kühlung. Ein höheres Plasmavolumen bedeutet mehr ‚Kühlflüssigkeit‘ im System.
– Dr. med. Cardiopraxis, Sport im Sommer – Cardiopraxis
Diese „Kühlflüssigkeit“ ist entscheidend. Ein untrainierter Körper hat bei Hitzebelastung eine viel geringere Reserve und sein kardiovaskuläres System gerät schneller an die Belastungsgrenze. Die Fähigkeit, Hitze zu tolerieren und dabei Leistung zu erbringen, ist somit kein angeborenes Talent, sondern eine direkte Folge des Trainingszustandes. Jede Einheit Grundlagenausdauer ist somit auch eine Investition in Ihre thermische Widerstandsfähigkeit.
Wie Sie Ihren Fahrradcomputer bei Regen und Kälte funktionstüchtig halten?
Während die Funktionalität der Technik bei Kälte wichtig ist, bietet der Fahrradcomputer eine viel wertvollere Funktion: Er ist Ihr Fenster zu den Reaktionen Ihres Körpers. Bei Kälte kämpft der Organismus darum, die Kerntemperatur aufrechtzuerhalten, was einen erheblichen Energieaufwand bedeutet. Die auf Ihrem Computer angezeigte Herzfrequenz wird so zu einem kritischen Frühwarnsystem für Unterkühlung und Überlastung, weit bevor Sie deutliche Symptome spüren.
Anders als bei Hitze, wo der Puls kontinuierlich ansteigt, können die Signale bei Kälte trügerischer sein. Ein leistungsfähiger Sportcomputer mit Herzfrequenzmessung hilft Ihnen, diese Signale richtig zu deuten:
- Unerklärlicher Herzfrequenz-Anstieg: Wenn Ihr Puls bei gleicher gefühlter Anstrengung plötzlich ansteigt, kann dies ein frühes Zeichen für Kältestress sein. Der Körper erhöht den Stoffwechsel, um mehr Wärme zu produzieren, was das Herz-Kreislauf-System belastet.
- Plötzlicher Herzfrequenz-Abfall: Ein rapider oder schleichender Abfall der Herzfrequenz bei fortschreitender Ermüdung ist ein alarmierendes Signal und kann auf den Beginn einer Unterkühlung hindeuten, bei der der Körper beginnt, seine Funktionen „herunterzufahren“.
- Abgleich mit der Leistung: Ein plötzlicher Leistungseinbruch (gemessen in Watt) ohne korrespondierenden Anstieg der Herzfrequenz kann auf einen Hungerast hindeuten. Kälte erhöht den Kalorienverbrauch signifikant, da Energie für die Wärmeproduktion benötigt wird. Die auf dem Computer angezeigten Leistungsdaten helfen Ihnen, zwischen Erschöpfung durch Kälte und Energiemangel zu unterscheiden.
Ihr Fahrradcomputer ist somit mehr als ein Datensammler. Er ist Ihr Co-Pilot für das thermische Management bei Kälte. Er objektiviert Ihr Körpergefühl und ermöglicht es Ihnen, rechtzeitig gegenzusteuern – sei es durch das Anziehen einer weiteren Schicht, die Aufnahme von schnell verfügbarer Energie oder die Reduzierung der Intensität. Die Technik dient hier als Übersetzer für die Sprache Ihres Körpers.
Das Wichtigste in Kürze
- Akklimatisieren Sie sich: Investieren Sie 10-14 Tage in gezieltes, niederschwelliges Training bei Wärme, um Ihr Plasmavolumen und Ihre Schweißeffizienz zu steigern.
- Kleben Sie nach Plan: Nutzen Sie das Zwiebelprinzip strategisch. Die richtige Kombination aus Basis-, Mittel- und Außenschicht ist entscheidend für das Wärmemanagement.
- Trinken Sie strategisch: Ersetzen Sie nicht nur Flüssigkeit, sondern auch Elektrolyte. Eine 3-Phasen-Strategie (vor, während, nach dem Sport) optimiert Ihre Leistung und Regeneration.
Wie Sie Ihr Herz-Kreislauf-System gesund und leistungsfähig trainieren?
Nachdem wir die spezifischen Strategien für Akklimatisierung, Kleidung und Hydratation beleuchtet haben, kommen wir zum Fundament, auf dem all dies aufbaut: einem robusten und leistungsfähigen Herz-Kreislauf-System. In einer Zeit, in der laut Deutschem Wetterdienst die Zahl der Hitzetage über 30°C sich fast verdreifacht hat, wird ein trainiertes Herz-Kreislauf-System von einer sportlichen Optimierung zu einer gesundheitlichen Notwendigkeit. Jedes Ausdauertraining, selbst in den gemäßigten Breiten Deutschlands, ist eine milde, aber effektive Form der Vor-Akklimatisation.
Ausdauersportler sind bei Hitze nicht zufällig leistungsfähiger als Untrainierte. Ihr Körper hat durch regelmäßiges Training gelernt, ökonomischer zu arbeiten. Das Herz ist kräftiger und kann mit jedem Schlag mehr Blut pumpen (höheres Schlagvolumen), das Plasmavolumen ist erhöht und das Kapillarnetz in den Muskeln ist dichter. Diese Anpassungen sind exakt die Mechanismen, die auch bei der gezielten Hitzeakklimatisation optimiert werden. Ein solides Grundlagentraining schafft also die physiologische Basis, auf der spezifische Anpassungen an extreme Temperaturen erst richtig wirken können.
Das Training des Herz-Kreislauf-Systems ist somit die ultimative proaktive Strategie. Es verbessert nicht nur Ihre sportliche Leistung, sondern macht Ihren Körper widerstandsfähiger gegenüber thermischem Stress aller Art. Es ist die langfristige Investition in Ihre „körpereigene Klimaanlage“, die sich bei jeder Hitzewelle und jedem Kälteeinbruch auszahlt. Die hier vorgestellten Strategien sind die Software, aber ein starkes Herz-Kreislauf-System ist die unverzichtbare Hardware.
Beginnen Sie noch heute damit, diese Prinzipien in Ihr Training zu integrieren. Ein konsistentes Grundlagenausdauertraining ist der erste und wichtigste Schritt, um Ihre thermische Widerstandsfähigkeit aufzubauen und Ihre Leistung bei jedem Wetter abrufen zu können.