Veröffentlicht am Mai 17, 2024

Die größte Wirkung für nachhaltigen Sport liegt nicht im Detail, sondern in der bewussten Gestaltung eines persönlichen Systems, das Mobilität und Konsum umfasst.

  • Der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad für Sport- und Alltagswege ist der mit Abstand größte Hebel zur CO2-Reduktion.
  • Echte Nachhaltigkeit bei Sportkleidung bemisst sich mehr an Langlebigkeit und zertifizierter Produktion als an vagen „Öko“-Labeln.

Empfehlung: Entwickeln Sie einen persönlichen Nachhaltigkeits-Sportcodex, der Ihre Werte definiert und Ihre Entscheidungen lenkt, um authentisch und glaubwürdig Verantwortung zu übernehmen.

Für viele sportbegeisterte und umweltbewusste Menschen in Deutschland stellt sich eine zunehmend drängende Frage: Wie lässt sich die Leidenschaft für Bewegung mit dem Wunsch nach einem nachhaltigen Lebensstil in Einklang bringen? Oft kreisen die Gedanken um wiederverwendbare Trinkflaschen oder die neueste Sportkollektion aus recyceltem Polyester. Man versucht, an den kleinen Stellschrauben zu drehen, fühlt sich aber schnell im Dschungel der gut gemeinten Ratschläge und Greenwashing-Versprechen verloren. Das Gefühl, nie genug zu tun oder die falschen Prioritäten zu setzen, kann frustrierend sein und die Freude am Sport trüben.

Doch was wäre, wenn der Schlüssel zu echter Nachhaltigkeit im Sport nicht in einer endlosen Liste von Einzelmaßnahmen liegt, sondern in einem strategischen Umdenken? Wenn es weniger darum ginge, alles perfekt zu machen, und mehr darum, die richtigen, wirkungsvollsten Hebel zu identifizieren und zu betätigen? Dieser Artikel bricht mit der Idee, Nachhaltigkeit als eine Reihe von Opfern zu betrachten. Stattdessen zeigt er einen Weg auf, wie Sie durch die Entwicklung eines persönlichen Sport-Kodex eine authentische und wirkungsvolle Verbindung zwischen Ihren sportlichen Zielen und Ihrer ökologischen Verantwortung schaffen. Wir analysieren, wo Ihr Handeln den größten Einfluss hat, wie Sie bewusste Entscheidungen bei Mobilität und Ausrüstung treffen und wie Sie Ihre Überzeugung glaubwürdig leben können.

Dieser Leitfaden ist strukturiert, um Sie Schritt für Schritt von der Erkenntnis der größten Wirkungshebel bis zur Entwicklung Ihres eigenen, authentischen Nachhaltigkeitskonzepts im Sport zu führen. Entdecken Sie, wie Sie Ihre sportliche Leidenschaft zu einem Motor für positiven Wandel machen können.

Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zum nachhaltigen Sportler

Warum Radfahren 95% weniger CO2 verursacht als Autofahrten zum Fitnessstudio?

Der größte und oft unterschätzte Wirkungshebel für einen nachhaltigeren Sportalltag liegt nicht in der Wahl der Trinkflasche, sondern in der Anreise zum Trainingsort. Die Fahrt zum Fitnessstudio, zum Vereinsheim oder zum Startpunkt der Laufrunde ist der Moment, in dem die meisten Emissionen entstehen. Hier trennt sich die sprichwörtliche Spreu vom Weizen in Sachen ökologischer Fußabdruck. Ein Auto emittiert im Durchschnitt erhebliche Mengen an Treibhausgasen, während das Fahrrad eine nahezu emissionsfreie Alternative darstellt.

Die Zahlen des Umweltbundesamtes sind eindeutig: Während der motorisierte Individualverkehr massiv zur Klimabelastung beiträgt, können laut einer Analyse durch Rad- und Fußverkehr bis zu 166 g Treibhausgas-Emissionen pro Personenkilometer eingespart werden. Das bedeutet, dass jede einzelne Fahrt, die Sie mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurücklegen, eine direkte und messbare positive Auswirkung auf die Umwelt hat. Multipliziert über ein ganzes Jahr, summieren sich diese Einsparungen zu einer beeindruckenden Bilanz.

Das Beispiel Kopenhagen zeigt, welches Potenzial in einer fahrradfreundlichen Infrastruktur steckt: Die dänische Hauptstadt spart durch ihre vorbildliche Radweg-Politik rund 90.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Auch für Deutschland ist das Potenzial gewaltig. Eine Studie des Umweltbundesamtes kommt zu dem Schluss, dass durch eine stärkere Nutzung des Fahrrads jährlich mindestens drei Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid vermieden werden könnten. Ihre persönliche Entscheidung für das Fahrrad ist also nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sondern ein aktiver Beitrag zu einer größeren, systemischen Veränderung.

Wie Sie 80% Ihrer Alltagswege mit dem Rad zurücklegen und dabei trainieren?

Die Integration von Bewegung in den Alltag ist nicht nur effizient, sondern auch ein Kernprinzip nachhaltigen Sports. Viele Kurzstrecken, die achtlos mit dem Auto erledigt werden, bieten ein enormes Potenzial für Trainingseinheiten und CO2-Einsparungen. Das Umweltbundesamt hat aufgedeckt, dass 40 bis 50 Prozent der Autofahrten in deutschen Großstädten kürzer als fünf Kilometer sind – eine ideale Distanz für das Fahrrad.

Stellen Sie sich vor, der Weg zum Supermarkt, zur Arbeit oder zum Treffen mit Freunden wird zu einer regenerativen Radeinheit oder einem lockeren Grundlagentraining. Moderne Fahrräder, insbesondere Lastenräder, machen diesen Wandel auch für Familien und größere Einkäufe problemlos möglich. Es geht darum, Mobilität nicht als notwendiges Übel, sondern als festen Bestandteil des Trainingsplans zu sehen. Dies ist systemische Integration in Reinform: Sie sparen Zeit, reduzieren Emissionen, fördern Ihre Gesundheit und leben Ihre sportlichen Werte im Alltag.

Eine junge Familie in Deutschland nutzt ein Lastenrad für den Einkauf und integriert so nachhaltige Mobilität und Training in den Alltag.

Wie die Abbildung zeigt, wird das Fahrrad so vom reinen Sportgerät zum multifunktionalen Alltagsbegleiter. Dieser Perspektivwechsel macht Nachhaltigkeit praktisch und greifbar. Anstatt separate Zeitfenster für Sport und Alltagsverpflichtungen zu blocken, verschmelzen diese zu einer synergetischen Aktivität. Jede Fahrt wird zur Chance, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und gleichzeitig die eigene Fitness zu steigern – ein doppelter Gewinn, der die Glaubwürdigkeit eines umweltbewussten Sportlers untermauert.

Nachhaltige Sportkleidung oder langlebige Standardware: Was ökologischer ist?

Nach der Mobilität ist die Ausrüstung der zweite große Hebel für mehr Nachhaltigkeit im Sport. Die Debatte dreht sich oft um die Frage: Sollte man spezielle, als „nachhaltig“ beworbene Produkte kaufen oder lieber auf extrem langlebige, aber konventionell hergestellte Ware setzen? Die Antwort ist komplexer als ein einfaches „entweder/oder“. Der wahre Schlüssel zur ökologischen Verantwortung liegt in der bewussten Konsumentscheidung und der Maximierung der Lebensdauer.

Wie Steffen Otten, ein Experte aus der ZDF-Dokumentation „plan b“, betont, ist die Herstellung von Funktionskleidung aus umweltgesunden Materialien durchaus möglich. Ein hervorragendes Beispiel aus Deutschland ist Engel Sports, ein Unternehmen, das seit Jahrzehnten auf Naturfasern setzt. Durch die Verwendung von GOTS-zertifizierter Merinowolle und Seide sowie die Produktion in Deutschland entsteht Kleidung, die nicht nur höchste ökologische und soziale Standards erfüllt, sondern auch funktional überzeugt. Materialien wie Merinowolle sind atmungsaktiv, geruchshemmend und von Natur aus langlebig. Dies zeigt, dass „nachhaltig“ und „langlebig“ keine Gegensätze sein müssen.

Fallbeispiel: Engel Sports – Nachhaltigkeit durch Naturfasern und lokale Produktion

Die Marke Engel Sports, 2013 gegründet, profitiert von der über 30-jährigen Erfahrung der Mutterfirma Engel in der Herstellung von Wäsche aus Naturfasern. Die Kollektion, die hauptsächlich aus einer Mischung von Merinowolle und Seide (mit 2 % Elasthan für die Formbeständigkeit) besteht, wird vollständig in Deutschland gefertigt. Der gesamte Prozess ist nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert. Dies garantiert nicht nur biologisch angebaute Rohstoffe, sondern auch faire Arbeitsbedingungen und umweltschonende Verarbeitungsschritte. Für den bewussten Sportler bedeutet dies eine Wahl, die sowohl ökologisch als auch qualitativ überzeugt und Langlebigkeit verspricht.

Letztendlich ist die ökologischste Wahl oft die, die am längsten hält und am intensivsten genutzt wird. Ob es sich dabei um ein Hightech-Produkt mit starkem Nachhaltigkeitsfokus oder ein robustes Standardprodukt handelt, hängt vom Einzelfall ab. Entscheidend ist, den gesamten Lebenszyklus zu betrachten: von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Ein Kauf sollte immer eine Investition in Qualität und Langlebigkeit sein.

Die 3 Greenwashing-Tricks der Sportindustrie, die 70% der Käufer täuschen?

Der Markt für Sportbekleidung ist voll von verlockenden „grünen“ Versprechen. Begriffe wie „eco-friendly“, „conscious“ oder Bilder von unberührter Natur sollen ein gutes Gewissen beim Kauf vermitteln. Doch oft verbergen sich dahinter leere Marketinghülsen – sogenanntes Greenwashing. Um als Sportler eine wirklich verantwortungsvolle Wahl zu treffen, müssen Sie lernen, diese Tricks zu durchschauen und echte Nachhaltigkeit von bloßer Fassade zu unterscheiden.

Ein häufiger Trick ist die Hervorhebung eines einzelnen positiven Aspekts, während der Rest des Produktlebenszyklus problematisch bleibt. Ein Shirt mag aus recyceltem Polyester bestehen, wurde aber unter schlechten Arbeitsbedingungen in Asien hergestellt und mit umweltschädlichen Chemikalien gefärbt. Ein weiterer Trick sind vage und unbelegte Aussagen wie „umweltfreundlich hergestellt“, ohne konkrete Beweise oder Zertifikate zu liefern. Der dritte Trick ist die Verwendung irrelevanter Label, die zwar offiziell klingen, aber keine strengen ökologischen oder sozialen Kriterien abdecken. Transparenz ist hier der entscheidende Gegenpol. Marken wie das deutsche Unternehmen VAUDE zeigen, wie es anders geht: Laut eigenen Angaben werden 96 Prozent aller VAUDE-Produkte in von der Fair Wear Foundation kontrollierten Betrieben hergestellt.

Checkliste: So erkennen Sie echtes Engagement statt Greenwashing

  1. Achten Sie auf unabhängige Top-Zertifizierungen: Verlassen Sie sich nicht auf markeneigene Label. Das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) ist der Goldstandard. Es garantiert, dass Produkte zu mindestens 70 % aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen und strenge Umwelt- und Sozialkriterien in der gesamten Lieferkette eingehalten werden.
  2. Prüfen Sie die Transparenz der Lieferkette: Seriöse Marken legen ihre Produktionsprozesse offen. Suchen Sie nach Informationen über den gesamten Weg des Produkts – von der Faser über die Herstellung und Konfektion bis hin zum Vertrieb. Echte Nachhaltigkeit umfasst alle Stufen.
  3. Informieren Sie sich über Kontrollen: Ein glaubwürdiges Siegel wie GOTS beinhaltet regelmäßige und unangekündigte Kontrollen vor Ort sowie Rückstandsanalysen der Produkte. Dies stellt sicher, dass die hohen Standards dauerhaft eingehalten werden.
  4. Hinterfragen Sie das Material: „Recycelt“ ist nicht automatisch nachhaltig. Fragen Sie sich, ob das Material (z. B. recyceltes Polyester) Mikroplastik freisetzt und ob es am Ende seiner Lebensdauer erneut recycelbar ist.
  5. Bewerten Sie die Langlebigkeit und Reparierbarkeit: Bietet die Marke einen Reparaturservice an? Ist die Kleidung auf eine lange Lebensdauer ausgelegt? Langlebigkeit ist eine der effektivsten Formen der Nachhaltigkeit.

Indem Sie diese Punkte in Ihre Kaufentscheidung einbeziehen, verwandeln Sie sich von einem passiven Konsumenten in einen aktiven Gestalter. Sie senden ein klares Signal an die Industrie und stellen sicher, dass Ihr Geld nur die Marken unterstützt, die ihre ökologische Verantwortung ernst nehmen.

Wie Sie zu Wettkämpfen klimafreundlich anreisen ohne auf Events zu verzichten?

Für ambitionierte Sportler sind Wettkämpfe die Höhepunkte der Saison. Doch gerade die Anreise zu Marathons, Triathlons oder Radrennen in anderen Städten kann den persönlichen CO2-Fußabdruck in die Höhe treiben. Auf diese Erlebnisse zu verzichten, ist für die meisten keine Option. Die Lösung liegt in einer intelligenten und klimafreundlichen Reiseplanung, die perfekt in einen nachhaltigen Sport-Kodex passt und in Deutschland dank der guten Infrastruktur oft erstaunlich einfach ist.

Die Deutsche Bahn ist hier der wichtigste Partner. Moderne Züge wie der ICE bieten nicht nur eine schnelle und entspannte Anreise, sondern auch spezielle Fahrradabteile, die den Transport des eigenen Sportgeräts unkompliziert machen. Eine rechtzeitige Buchung sichert nicht nur den Platz, sondern oft auch günstige Sparpreise. Fahrgemeinschaften sind eine weitere exzellente Option, um Emissionen und Kosten zu teilen. Viele Sport-Communitys und Veranstalter bieten mittlerweile Online-Plattformen zur Organisation von Mitfahrgelegenheiten an.

Sportler verladen ihre Rennräder in einen ICE der Deutschen Bahn, um klimafreundlich zu einem Wettkampf anzureisen.

Doch ökologische Verantwortung endet nicht bei der eigenen Anreise. Sie können Ihren Einfluss auch nutzen, um ein größeres Bewusstsein zu schaffen. Initiativen wie „Sports For Future“, getragen von Vereinen wie der TSG Hoffenheim und Persönlichkeiten wie dem Turner Fabian Hambüchen, setzen sich für mehr Klimaschutz im Sport ein. Indem Sie solche Bewegungen unterstützen oder in Ihrem eigenen Verein anregen, dass Veranstaltungen nachhaltiger gestaltet werden (z. B. durch Verzicht auf Einweg-Plastik), werden Sie vom Einzelkämpfer zum Teil einer größeren Bewegung. Ihre Teilnahme an einem Wettkampf wird so zu einem Statement für einen sauberen Sport.

Wie Sie in 5 Schritten Ihren persönlichen Nachhaltigkeits-Sportcodex entwickeln?

Nachhaltigkeit im Sport wird dann authentisch und wirkungsvoll, wenn sie über einzelne, unverbundene Handlungen hinausgeht und zu einem festen Bestandteil der eigenen Identität wird. Der Schlüssel dazu ist die Entwicklung eines persönlichen Nachhaltigkeits-Sportcodex. Dies ist kein starres Regelwerk, sondern ein lebendiges Dokument Ihrer Werte und Prinzipien, das Ihre Entscheidungen leitet. Es hilft Ihnen, Prioritäten zu setzen, glaubwürdig zu bleiben und Ihren Einfluss gezielt zu nutzen.

Ein solcher Kodex macht Ihre Bemühungen messbar und sichtbar – für Sie selbst und für andere. Er transformiert vage Absichten in konkrete Verpflichtungen. Anstatt sich zu fragen: „Was könnte ich tun?“, gibt der Kodex eine klare Antwort: „Dazu habe ich mich verpflichtet.“ Die folgenden fünf Schritte bieten eine praktische Anleitung, um Ihren ganz persönlichen Kodex zu erstellen und mit Leben zu füllen.

  1. Schritt 1: Bestandsaufnahme – Erfassen Sie Ihren Fußabdruck. Wissen ist die Basis jeder Veränderung. Nutzen Sie Tools wie den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes, um eine ehrliche Analyse Ihres aktuellen ökologischen Fußabdrucks im Sport zu erstellen. Berücksichtigen Sie Mobilität, Ausrüstungskonsum, Ernährung und Reisen. Diese Zahlen sind Ihr Ausgangspunkt.
  2. Schritt 2: Prinzipien definieren – Setzen Sie klare No-Gos. Was sind Ihre unverhandelbaren roten Linien? Definieren Sie klare Prinzipien. Beispiele könnten sein: „Keine Flugreisen für nationale Wettkämpfe“, „Ausrüstung wird repariert, bevor sie ersetzt wird“ oder „Nur Kauf von Sportkleidung mit GOTS- oder vergleichbarem Siegel“.
  3. Schritt 3: Einfluss nutzen – Werden Sie im Verein aktiv. Ihre Verantwortung endet nicht bei Ihnen. Bringen Sie sich in Ihrem Verein oder Ihrer Community ein. Das Thema Plastikmüllvermeidung bei Events ist oft ein guter Anfang. Plattformen wie Green Champions 2.0 oder KLIMASPORT bieten wertvolle Leitlinien und Materialien für nachhaltige Sportveranstaltungen und Vereine.
  4. Schritt 4: Transparent kommunizieren – Inspirieren Sie andere. Dokumentieren Sie Ihre Reise und teilen Sie Ihre Erfolge und Herausforderungen, zum Beispiel in den sozialen Medien. Ob es um das Sammeln von Müll beim Joggen geht (bekannt als Plogging) oder die Organisation einer Fahrgemeinschaft zum Wettkampf – Ihre authentische Geschichte kann andere inspirieren, ebenfalls aktiv zu werden.
  5. Schritt 5: Evaluieren und anpassen – Bleiben Sie flexibel. Ihr Kodex ist nicht in Stein gemeißelt. Überprüfen Sie ihn jährlich. Haben Sie Ihre Ziele erreicht? Wo gibt es neue Erkenntnisse oder bessere Möglichkeiten? Passen Sie Ihren Kodex an Ihre persönliche Entwicklung und neue Gegebenheiten an, um seine Relevanz und Wirksamkeit sicherzustellen.

Dieser Prozess hilft Ihnen, Ihre ökologische Verantwortung systematisch und glaubwürdig in Ihr Sportlerleben zu integrieren und eine Haltung zu entwickeln, die weit über oberflächliche Gesten hinausgeht.

Warum das Fahrrad in Städten für 70% der Wege das schnellste Verkehrsmittel ist?

Ein hartnäckiger Mythos hält viele davon ab, auf das Fahrrad umzusteigen: die Annahme, das Auto sei in der Stadt grundsätzlich schneller. Doch die Realität, insbesondere in deutschen Städten, zeichnet ein anderes Bild. Berücksichtigt man die gesamte Reisezeit – also inklusive Parkplatzsuche, Staus und Ampelphasen – ist das Fahrrad auf den typischen urbanen Kurzstrecken oft das überlegene Verkehrsmittel.

Untersuchungen des Umweltbundesamtes, über die auch das Wissenschaftsmagazin Quarks berichtet, belegen diese Tatsache eindrücklich. Auf Distanzen von bis zu fünf Kilometern ist das Fahrrad im Stadtverkehr fast immer schneller als das Auto. Man ist flexibler, umfährt Staus mühelos und das Ziel ist direkt vor der Haustür erreicht – die zeitraubende und nervenaufreibende Parkplatzsuche entfällt komplett. Dies widerlegt das Argument, dass der Umstieg auf das Fahrrad zwangsläufig mit einem Zeitverlust verbunden ist.

Der Zeitvorteil mag auf den ersten Blick gering erscheinen, summiert sich aber im Alltag erheblich. Die folgende Gegenüberstellung verdeutlicht, wie sich das Verhältnis je nach Distanz verschiebt:

Zeitvergleich: Fahrrad vs. Auto im Stadtverkehr
Strecke Fahrrad Auto (inkl. Parkplatzsuche) Zeitersparnis Rad
2 km 8 min 12 min 4 min
5 km 20 min 25 min 5 min
10 km 40 min 35 min -5 min

Diese Daten zeigen klar: Für die Mehrheit der städtischen Wege, die laut Analysen ohnehin kurz sind, ist das Fahrrad nicht nur die ökologischere, sondern auch die zeitlich effizientere Wahl. Diese Erkenntnis ist ein entscheidender Motivator, um das Fahrrad als primäres Verkehrsmittel für Training und Alltag zu etablieren. Es ist keine Einbuße, sondern ein intelligenter Gewinn an Lebensqualität und Effizienz.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der größte Hebel für Nachhaltigkeit im Sport ist die Mobilität. Der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad reduziert CO2-Emissionen drastisch und ist in der Stadt oft sogar schneller.
  • Langlebigkeit und zertifizierte Qualität (z.B. GOTS) sind bei Sportkleidung wichtigere Nachhaltigkeitskriterien als pauschale „Öko“-Werbung.
  • Ein persönlicher Nachhaltigkeits-Sportcodex hilft, bewusste Entscheidungen zu treffen, Prioritäten zu setzen und ökologische Verantwortung authentisch zu leben.

Wie Sie als Sportler ökologische Verantwortung aktiv und glaubwürdig leben?

Ökologische Verantwortung als Sportler zu leben, bedeutet mehr, als nur einzelne grüne Häkchen zu setzen. Es ist eine Haltung, die auf Glaubwürdigkeit und Authentizität basiert. Diese entsteht, wenn Ihre Handlungen – von der täglichen Mobilität bis zum Konsum – mit den Werten Ihres persönlichen Sport-Kodex übereinstimmen. Es geht darum, eine kohärente Geschichte zu leben, die andere inspiriert und zeigt, dass ein nachhaltiger Lebensstil keine Last, sondern eine Bereicherung ist.

Ein oft übersehener, aber extrem motivierender Aspekt dieser Lebensweise sind die finanziellen Vorteile. Der Verzicht auf ein Auto für den Großteil der Alltags- und Sportwege spart nicht nur CO2, sondern auch erhebliche Kosten. Sprit, Wartung, Versicherung und Steuern summieren sich schnell zu einem Betrag, der stattdessen in hochwertige, langlebige Ausrüstung oder unvergessliche Sporterlebnisse investiert werden kann. Nachhaltigkeit ist somit auch ökonomisch intelligent.

Die folgende Tabelle, basierend auf einer Beispielrechnung, verdeutlicht das enorme Sparpotenzial bei einer täglichen Strecke von nur 10 Kilometern:

Finanzielle Vorteile nachhaltiger Mobilität (Beispielrechnung pro Jahr)
Kostenart Auto (pro Jahr) Fahrrad (pro Jahr) Ersparnis
Spritkosten (10km täglich) ca. 835 € 0 € 835 €
Wartung/Verschleiß ca. 500 € ca. 100 € 400 €
Versicherung/Steuer ca. 800 € 0 € 800 €
Gesamt (geschätzt) 2.135 € 100 € 2.035 €

Aktiv und glaubwürdig Verantwortung zu leben bedeutet, diese Synergien zu erkennen und zu nutzen. Es bedeutet, zu verstehen, dass jede Fahrt mit dem Rad nicht nur die Umwelt schont und die Fitness fördert, sondern auch den Geldbeutel. Diese ganzheitliche Perspektive macht Ihren nachhaltigen Weg robust, überzeugend und dauerhaft motivierend.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihren persönlichen Nachhaltigkeits-Sportcodex zu entwerfen und Ihre sportliche Leidenschaft mit aktiver ökologischer Verantwortung zu verbinden. Jeder Schritt, jede Fahrt und jede bewusste Entscheidung zählt.

Geschrieben von Thomas Schneider, Thomas Schneider ist Diplom-Sportökonom und seit 15 Jahren auf nachhaltiges Eventmanagement und die Organisation von Ausdauersport-Veranstaltungen spezialisiert. Als Geschäftsführer einer auf Lauf- und Radsportevents spezialisierten Agentur in Freiburg organisiert er klimaneutrale Sportveranstaltungen und berät Kommunen sowie Sportverbände bei der Umsetzung nachhaltiger Eventkonzepte.